Angeblich hat ein Arzt aus dem Land der unbegrenzten Klagemöglichkeiten ein Restaurant verklagt, weil die stacheligen Blätter einer Artischocke ihm beinahe den Darm aufgeschlitzt hätten. Der Kellner hätte ihn aufklären müssen, dann hätte er das ihm völlig unbekannte Distelgewächs nicht im Ganzen verzehrt.
Wundern kann man sich in diesem Zusammenhang über vieles, insbesondere aber darüber, dass ausgerechnet ein Arzt eine Pflanze nicht kennt, deren Heilkraft bereits die alten Ägypter priesen. Sie wirkt verdauungsfördernd und cholesterinsenkend und ihr Nährwert (jede Menge Kalzium, Kalium und Magnesium) ist unschlagbar.
Zu hart, zu wenig dran, zu aufwändig zuzubereiten sind die gängigen Vorurteile, die die Artischocke immer wieder treffen. Das mit der aufwändigen Zubereitung stimmt und stimmt auch wieder nicht. In vielen Rezepten wird nur der fleischige Boden verwendet, und bis man den erreicht, hat man in der Tat viel zu tun.
Die andere, nicht minder delikate und dabei viel sinnlichere Möglichkeit, sich der Artischocke kulinarisch zu nähern, ist dagegen für den Koch überhaupt nicht aufwändig.
Du musst einfach nur den Stiel möglichst knapp abschneiden (muss man eigentlich auch nicht, aber er ist unpraktisch beim Kochen und Servieren …), die Artischocke in reichlich Salzwasser mit etwas Zitone oder Essig gar kochen und mit einer netten Sauce servieren, zum Beispiel einer Vinaigrette – nach Geschmack mit Gewürzen, Kräutern und weiteren Zutaten wie Sesam oder Tomatenstückchen aromatisiert.
Die Artischocken kochen ja nach Größe in 15 bis 30 Minuten gar, die Vinaigrette ist schnell zusammengerührt.
Tipp
- Beschwere die Artischocken mit einem Teller oder etwas ähnlichem, damit sie unter Wasser bleiben. Sonst verfärben sie sich dunkel.
Die Artischocken werden dann einfach als ganze Köpfe serviert, die Blätter von außen abgezupft, mit dem fleischigen Ende in die Vinaigrette getaucht und lustvoll ausgelutscht.
Wenn alle Blättchen abgezupft sind, hat man einen Haufen Abfall hinterlassen und ist beim sogenannten Heu angelangt. Das sind die eigentlichen Blütenblätter, die völlig ungenießbar sind. Sie werden mit einem kleinen Messer oder scharfen Löffel abgekratzt. Dabei solltest Du darauf achten, wirklich alle Härchen zu erwischen, denn sie sind fieser im Hals als jede Fischgräte. „Leider“ gab es bei unserer örtlichen Bio-Boutique nur junge Exemplare, so dass ich kein Foto davon machen konnte.
Unter dem Heu verbirgt sich der Fruchtboden, der nun wieder extrem köstlich ist.
Worauf Du beim Einkauf achten solltest
Obwohl sie ziemlich robust aussehen, halten sich Artischocken nicht besonders lang. Du kannst sie in ein feuchtes Tuch einwickeln und ein paar Tage im Kühlschrank aufbewahren, oder in eine Vase mit Wasser stellen und so ein paar Tage frisch halten.
Wenn Du sie kaufst, sollten sie leuchtend grün oder lila sein. Der Stiel sollte hart sein und sich nicht biegen lassen. Stumpf-graue Köpfe sind welk und schmecken bitter.
Wann haben Artischocken Saison?
Artischocken werden überall im Mittelmeerraum (auch in Frankreich am Atlantik) angebaut und sind deshalb in guter Qualität das ganze Jahr zu bekommen. Junge Artischocken gibt es im Frühjahr und Frühsommer.