Ich mag keine Filme mit Til Schweiger. Ich mag Coq au Vin. Den französischen Klassiker, der im Titel des Films zu »Kokowääh« wird, was angeblich Kindersprache sein soll. Na ja. Wahrscheinlich sagen das die selben Leute, die »Wenngg« und »Penngg« lustig finden.
Dennoch, auch von schlechten Filmen – soweit man das anhand des Trailers beurteilen kann – sollte man sich nicht davon abhalten lassen, die köstliche Kombination von Wein und Huhn mal wieder zu kochen. Also nichts wie los, beim Metzger des Vertrauens einen ordentlichen Landgockel gekauft, den Weinvorrat aufgefüllt und los geht’s.
Und vielleicht bringt ja die Erwähnung von Til Schweiger, Kokowääh und Coq au Vin eine gute Platzierung in den Suchmaschinen. Deshalb gleich noch mal: Coq au Vin ist das Rezept, mit dem Til Schweiger in dem Film Kokowääh angeblich alle Frauen rumkriegt.
Jetzt reicht’s aber mit dem Geschwafel. Ran an den Herd.
Zutaten für 6 Portionen
- 1 Huhn von ca. 1, 5 kg
- 2 EL Butter oder Butterschmalz
- 50 g geräucherten Schinkenspeck
- 1 weiße Zwiebel
- 1 große Petersilienwurzel (ungefähr 80 g)
- 2 oder 3 Möhren (ungefähr 250 g)
- 2 bis 3 EL Mehl
- ein paar Zweige frischer oder 1 EL getrockneter Thymian
- 2 Lorbeerblätter
- ca. ½ l Wein
- ca. ½ l Hühnerfond
- 1 TL Zucker (nach Geschmack)
- noch mal 2 EL Butter
- 200 g kleine Champignons
- Salz
- Pfeffer
- 1 Bund krause Petersilie
Du brauchst
- einen großen Schmortopf
- eine große Auflaufform
- einen Backofen
Zeit
- ca. 20 bis 30 Minuten Vorbereitungszeit
- plus ca. 60 Minuten Schmorzeit
Zubereitung
Coq au Vin kann mit Rot- oder Weisswein zubereitet werden. Im Elsass nimmt man Riesling und nennt das Ergebnis dann auch konsequenterweise Coq au Riesling; im Burgund, wo das Rezept ursprünglich herkommt, nimmt man logischerweise einen roten Burgunder. Ich finde, dass Rotwein dem Fleisch eine ziemlich kranke rosa-graue Farbe gibt und ziehe deshalb Weisswein vor.
Du solltest nicht geizig sein und einen Wein nehmen, den Du auch trinken würdest.
Der besondere Clou meiner Version des Coq au Vin ist, dass ich ihn ganz zum Schluss noch mal in den Backofen schiebe, damit die Hühnerteile wieder schön knusprig werden. Das kannst Du natürlich auch bleiben lassen. Eventuell muss die Suppe dann ein bisschen länger köcheln.
1,5 Stunden vor dem Servieren
Pelle die Zwiebel und schneide sie in grobe Stücke. Die Größe ist ziemlich egal, da sie sowieso weitgehend verkocht. Schäle die Petersilienwurzel und die Möhren und würfele sie (ca. 5 mm). Würfele den Schinkenspeck (ebenfalls ca. 5 mm).
Teile das Huhn in 8 Teile, indem Du zunächst die Beine auslöst und die Flügel abtrennst. Teile den Rest des Körpers in zwei Brusthälften und zwei Rückenhälften. Das geht am besten mit einer Geflügelschere, aber ein kräftiges Messer tut’s auch. Du kannst Dir die Arbeit ersparen, indem Du Hühnerteile kaufst. Wenn Du kein Bruststück mit Haut und Knochen bekommst, lass’ es lieber weg, denn es würde nur trocken.
Wichtig
Die Fleischstücke müssen nebeneinander liegen. Wenn Dein Topf dafür zu klein ist, brate sie nacheinander an.
Brate die Hühnerteile in der Butter oder dem Butterschmalz bei mittlerer Hitze (bei einem Herd mit 12er-Skala also auf Stufe 6) von beiden Seiten an. Das dauert pro Seite ungefähr 2 Minuten. Sie sollen hellbraun werden. Deshalb ist es wichtig, dass das Fett nicht zu heiss ist. Ausserdem spritzt’s dann auch nicht so stark.
Nimm die Hühnerteile heraus und brate in dem selben Topf den Schinkenspeck an. Gib die gewürfelte Petersilienwurzel und die Hälfte der Möhrenwürfel dazu und lass’ sie kurz mit rösten. Bestäube alles mit dem Mehl und lass es noch ein paar Minuten anschwitzen. Es sorgt dafür, dass die Suppe nachher ein bisschen sämig wird.
Gib die Hühnerteile wieder in den Topf, würze mit dem Thymian und den Lorbeerblättern und gieße den Wein und den Hühnerfond dazu. Wenn Du den Geschmack lieber etwas »weiniger« möchtest, nimm’ einfach mehr Wein und weniger Hühnerfond. Deckel drauf. Bringe alles bis kurz vor den Siedepunkt und schalte dann den Herd herunter, so dass die Suppe nur leicht köchelt. Schöpfe aufsteigenden Schaum ab – der ist zwar weder gesundheitsschädlich noch schmeckt er fies, aber er sieht halt nicht gut aus.
Probier’ mal: wenn’s Dir zu sauer ist, steuere mit einen knappen Teelöffel voll Zucker dagegen.
Lass’ alles eine Dreiviertelstunde sanft vor sich hin köcheln. Das Huhn ist gar, wenn es quasi von selbst von den Knochen fällt. Das kannst Du am einfachsten an den Beinen erkennen.
45 Minuten vorher
Heize den Backofen auf 220ºC vor.
Wenn Du Nudeln als Beilage servieren möchtest, solltest Du allmählich auch daran denken, Wasser aufzusetzen.
Schmecke die Suppe mit Salz und Pfeffer ab. Vorsicht mit dem Salz: wenn Du gekauften Hühnerfond verwendest, ist der meistens schon salzig genug.
30 Minuten vorher
Gieße die Suppe in eine große flache Auflaufform und arrangiere die Hühnerteile darin. Sie sollten nicht ganz von der Suppe bedeckt sein und mit der Hautseite nach oben liegen.
Putze die Champignons und gib sie zusammen mit den restlichen Möhrenwürfeln zum Huhn.
Schiebe die Auflaufform in den vorgeheizten Ofen und lass das Fleisch etwa 20 Minuten bräunen. Du kannst auch die Grillfunktion nutzen; dann musst Du aber höllisch aufpassen, dass das Fleisch nicht anbrennt.
Während das Huhn im Ofen bräunt, kochst Du die Nudeln.
Kurz vor dem Servieren
Hacke die Petersilie klein (hier finde ich krause ausnahmsweise mal besser als glatte), nimm das Huhn aus dem Ofen und bestreue es mit der Petersilie.
Gieße die Nudeln ab, schwenke sie in etwas Butter und gib sie in eine vorgewärmte Schüssel. Du kannst sie auch mit etwas Petersilie garnieren.
Variationen
Wenn Du’s noch ein bisschen gehaltvoller möchtest, kannst Du zum Schluss ein halbes Töpfchen Sahne oder ein Gemisch aus Creme Fraiche und Sahne an die Suppe gießen. Statt Petersilienwurzel kannst Du auch ein Stück Sellerie nehmen. Ich würde aus optischen Gründen kein Poree an die Suppe tun.
Dazu passt
Ich mag breite Bandnudeln als Beilage, aber natürlich geht auch Baguette. Vorher vielleicht ein Salat mit gegrilltem Ziegenkäse, als Dessert eine Creme Brûlée, dazu eine Flasche Wein – Vive la France!
Coq au Vin ist so ein fantastisches Gericht. Aber leider nie besonders fotogen. Gibt‘s jeden Winter mindestens 1x. :-)
Hallo,
Das hat ja nicht viel mit coq au vin zu tun. Den für das richtige Rezept sollte man auch einen Hahn nehmen und kein Huhn. Der Gout ist nämlich komplett anders, da Huhn viel zu zart ist und der Coq eher auch dunkleres Fleisch besitzt und den Wein besser annimmt. Ich koche Coq au Vin an drei Tagen. Einen Tag marinieren, am nächsten anbraten und 1,5h köcheln, und am nächsten Tag noch einmal 1–1,5h aufkochen. Dann hat man auch zartes dunkles und ansehbares Fleisch, welches auch fotogen ist.
Einfach nur lecker!
Hallo Frank,
danke für die Tipps. Woher bekommt man denn einen Hahn?
Hallo Thomas,
also ich wohne im Elsass und bestelle ihn beim Schlachter oder bei meinem Händler für das Geflügel. Nicht erschrecken, er wird mit Kopf, Füßen und den Innereien geliefert. Wenn man möchte, kann man sich ihn schon portionieren lassen. Ansonsten kann ich empfehlen, einen Hahn auf einer Bio Hühnerfarm zu bestellen.
Schmeckt wirklich komplett anders als Huhn. Sehr zu empfehlen.
LG Frank
Hallo Frank,
hier in Stuttgart bekommt man zwar manchmal die Legehühner aus der Bioeier-Farm für die Suppe, aber einen Hahn habe ich bisher noch nirgendwo bekommen. Dann mache ich mich mal auf die Suche …
LG Thomas
Lieber Thomas,
Wenn du möchtest kann ich Dir eine Adresse in Stuttgart nennen. Aber Lieferung erst wieder ab Mitte Januar, mit einer Vorlaufzeit von einer Woche. Bis Mittwoch bestellen und dann in der nächsten Woche am Donnerstag abholen.
LG Frank
Oh ja gerne!
LG Thomas
Coucou Thomas,
Versuche es doch mal hier:
https://www.reyerhof.de/
Ich hoffe es ist in Deiner Nähe.
Viel Erfolg!
Frank
Danke, da werde ich’s bei Gelegenheit mal versuchen und über meine Erkenntnisse berichten.
Ich habe gerade beruflich viel um die Ohren; es wird also eine Weile dauern.
LG, Thomas
Lieber Thomas,
nur keine Hektik. Kochen soll doch Spaß machen und nicht in Stress ausarten.
„wenn man es eilig hat, soll man langsam gehen“.
In diesem Sinne eine besinnliche Weihnachten.
Liebe Grüße,
Frank