Frischen Fisch liefern lassen

Dass Blogs ihre Unschuld ver­lo­ren haben, dürf­te nie­man­den mehr über­ra­schen. Da wer­den Infor­ma­ti­ons­rei­sen gemacht, Küchen­ge­rä­te getes­tet, Gut­schei­ne ver­lost … Dass die Rei­se vom Mar­ke­ting­ver­band bezahlt, die Küchen­ge­rä­te vom Her­stel­ler zur Ver­fü­gung gestellt wur­den, der Gut­schein vor­her die eige­ne Teil­nah­me an einer coo­len Ver­an­stal­tung ermög­licht hat, spielt für die meist posi­ti­ve Rezen­si­on angeb­lich kei­ne Rol­le, weil man ja nur sei­ne eige­ne Mei­nung wie­der­gibt und selbst­ver­ständ­lich auch Kri­tik üben wür­de. Mit der Beto­nung auf »wür­de«.

Lügen wir uns doch nicht in die Tasche. Dass man zu einer Ver­an­stal­tung ein­ge­la­den wird, weil man von den PR- und Wer­be­agen­tu­ren als ernst zu neh­men­der Mul­ti­pli­ka­tor wahr­ge­nom­men wird, bauch­pin­selt das Ego unge­mein. Das muss­te ich auch mal aus­pro­bie­ren und folg­te einer Ein­la­dung der Fir­ma »Deut­sche See«.

Deutsche See? Nie gehört.

Die »Deut­sche See« ist eines der größ­ten deut­schen Pro­duk­ti­ons- und Han­dels­un­ter­neh­men für Fisch und Mee­res­früch­te. Sie belie­fer­te bis­her nur den Ein­zel­han­del und die Gas­tro­no­mie mit Roh­wa­re und Fer­tig­pro­duk­ten. Wenn Du schon mal fri­schen Fisch oder Mee­res­früch­te­sa­lat im Super­markt gekauft hast, stammt der mit hoher Wahr­schein­lich­keit von der »Deut­schen See« – der Ede­ka- und der REWE-Super­markt bei Dir und mir um die Ecke wer­den bei­de von der Fir­ma belie­fert.

»Lie­fern« ist das Stich­wort. Neu­er­dings kann man sich näm­lich auch als End­kun­de belie­fern las­sen – bis­her aller­dings nur in Ber­lin und seit kur­zem auch im Raum Stutt­gart. Um dafür ordent­lich die Wer­be­trom­mel zu rüh­ren, lud die beauf­trag­te PR-Agen­tur zur Füh­rung durch die Nie­der­las­sung Stutt­gart mit anschlie­ßen­der Ver­pro­bung der Pro­duk­te ein. Was sich dann z.B. auch in einem Arti­kel der »Stutt­gar­ter Nach­rich­ten« nie­der­schlug. Und jetzt in die­sem Bei­trag auf drei­mi­nu­te­nei.

Deutsche See Journalist

Ich muss hier nicht wie­der­ho­len, was bei der Ver­an­stal­tung über die Fang- und Ver­ar­bei­tungs­me­tho­den gesagt wur­de: das kann man auf der Web­sei­te der »Deut­schen See« alles selbst nach­le­sen. Soweit ich das beur­tei­len kann ist alles im Rah­men des Ver­ant­wort­ba­ren.

Zum Abschluss bekam jeder Teil­neh­mer einen Gut­schein für den neu­en Fisch­lie­fer­dienst und zwei je ca. 400 g schwe­re, sehr schö­ne Rücken­stü­cke vom Räu­cher­lachs (unter­schied­li­che Wür­zung) in die Kühl­tü­te gepackt – mehr dazu unten beim Pra­xis­test.

Ganz schön bequem. Und das hat seinen Preis.

Wer das Glück hat, in Ber­lin oder Stutt­gart zu woh­nen (wer hät­te gedacht, dass ich die bei­den Städ­te mal in einem Atem­zug nen­nen wür­de …), kann online aus­wäh­len – von Mee­res­früch­te­sa­lat über geräu­cher­ten Lachs, fer­tig por­tio­nier­ten Fisch­fi­lets bis hin zu gan­zen Fischen und Tief­kühl­wa­re. Die Aus­wahl ist OK: Du bekommst die übli­chen Fisch­ar­ten, aber lei­der nichts auch nur halb­wegs Beson­de­res. Schon für eine fri­sche Makre­le musst Du also doch wie­der zum Fisch­händ­ler.

Deutsche See Doraden

Wenn Du bis 10:00 Uhr bestellst, bekommst Du am nächs­ten Tag nach­mit­tags oder abends die Lie­fe­rung. Den genau­en Lie­fer­ter­min kannst Du Mitt­wochs bis Frei­tags in einem Zeit­fens­ter von 2 Stun­den zwi­schen 15:00 und 21:00 Uhr selbst bestim­men. Sams­tags wird auch aus­ge­lie­fert, aber zwi­schen 10:00 und 14:00 Uhr. Außer­dem kannst Du Dei­ne Bestel­lung in der Nie­der­las­sung abho­len. Die Öff­nungs­zei­ten ste­hen auf der Web­sei­te.

Auf ein Schnäpp­chen darfst Du Dich übri­gens nicht freu­en. Der Fisch ist super­gut und das schlägt mit gut 45 EUR pro Kilo für den güns­tigs­ten Räu­cher­lachs zu Buche. Fri­sche Regen­bo­gen­fo­rel­le (küchen­fer­tig) kos­tet knapp 25 EUR pro Kilo, fri­sche Dora­de (küchen­fer­tig) 22 EUR pro kg. Für ein Kilo fri­sches Lachs­fi­let oder tief­ge­kühl­te Bio-Rie­sen­gar­ne­len­schwän­ze musst Du Dich von knapp 50 EUR tren­nen. Das sind Prei­se, die man sonst im geho­be­nen Bio- oder Fein­kost­la­den zahlt. Immer­hin wer­den kei­ne Extra-Lie­fer­kos­ten berech­net.

 

Alle Prei­se sind Ca-Anga­ben. Stand Anfang Janu­ar 2015.

Deutsche See Lachs

Die fri­schen Fische kom­men in küchen­ge­rech­ten Por­tio­nen (die Fisch­fi­lets bei­spiels­wei­se als 4 vor­ge­schnit­te­ne Stü­cke zu je ca. 80 g). TK-Ware und Sala­te rei­chen für ein mitt­le­res Buf­fet, denn sie kom­men im Kilo­pack. Und: es gibt einen Min­dest­be­stell­wert von 39 EUR – mal schnell nur ein biss­chen Fisch zum Abend­essen bestel­len geht also nicht.

Praxistest.

Kurz vor Weih­nach­ten und zu Sil­ves­ter haben wir unse­re Gut­schei­ne ein­ge­löst und mit eige­nem Geld auf den Min­dest­be­stell­wert auf­ge­stockt. Den geräucht­erten Lachs kann­ten wir ja schon von der Ver­an­stal­tung und haben ihn gleich noch mal bestellt. So einen mil­den und trotz­dem wür­zi­gen, nicht zu fet­ten Fisch von genau der rich­ti­gen Kon­sis­tenz habe ich lan­ge nicht mehr bekom­men – an der Qua­li­tät lässt sich wirk­lich nicht her­um­mä­keln.

Tja, und dann woll­ten wir eigent­lich Saib­lings­fi­lets haben – die waren dum­mer­wei­se nicht lie­fer­bar, was wir aber erst erfah­ren haben, nach­dem die Bestel­lung schon auf­ge­ge­ben war. Wir beka­men ein net­ten Anruf aus der Nie­der­las­sung, ob man statt­des­sen Lachs­fo­rel­le lie­fern dür­fe. Was wir dann akzep­tiert haben. Das Rezept dazu gibt es dem­nächst hier auf drei­mi­nu­te­nei. Als gro­ße Fans von Jakobs­mu­scheln woll­ten wir uns einem Beu­tel TK-Ware in den Vor­rat legen – die sind schon seit Wochen nicht lie­fer­bar, was einem aber immer­hin schon auf der Shop­sei­te gesagt wird.

Deutsche See Lachsforelle Filet

Die Lie­fe­rung war ohne jeden Tadel: pünkt­lich, Fisch gut gekühlt, alles wie ver­spro­chen. Der Bote freund­lich, obwohl er sich in den vier­ten Stock Alt­bau ohne Fahr­stuhl hoch­quä­len muss­te. Die Qua­li­tät auch: super­frisch, sehr ordent­lich geschnit­te­ne Stü­cke, kei­ne Grä­te, kei­ne Schup­pe. Auch beim fri­schen Fisch gab’s also nichts zu meckern, ganz im Gegen­teil.

Plus und Minus.

Die Qua­li­tät des Fischs ist mit das Bes­te, was man krie­gen kann – im End­ef­fekt ver­mut­lich sogar bes­ser als wenn man selbst in den Laden geht, der im Zwei­fels­fall auch von der »Deut­schen See« belie­fert wur­de. Schließ­lich musst Du den Fisch nicht unge­kühlt durch die Gegend tra­gen, son­dern bekommst ihn durch eine nicht unter­bro­che­ne Kühl­ket­te direkt ins Haus. Und der Bequem­lich­keits­fak­tor ist auch nicht zu ver­ach­ten.

Die Prei­se sind der Qua­li­tät ange­mes­sen. Ein biss­chen ent­täu­schend fand ich die Aus­wahl: die ist zwar grund­sätz­lich OK, aber doch ziem­lich »nor­mal«: wenn man schon die Gas­tro­no­mie belie­fert, war­um gibt es dann im Online-Shop nur die gän­gi­gen Fisch­ar­ten?

Die Min­dest­be­stell­men­ge und die gro­ßen Por­tio­nen bei den Sala­ten deu­ten dar­auf hin, dass hier nicht der All­tags­kon­su­ment ange­spro­chen wer­den soll: mit einem Kilo Mee­res­früch­te­sa­lat kann man schon ein klei­nes Buf­fet bespie­len; für den Min­dest­be­stell­wert von knapp 40 EUR bekommt man z.B. 8 Kabel­jau-Filets (Skrei) – das reicht auch für eine grö­ße­re Run­de als die deut­sche Klein­fa­mi­lie …

1 Gedanke zu „Frischen Fisch liefern lassen“

  1. Hal­lo Tho­mas,

    ein kur­zes „Juhu!“ konn­te ich mir eben nicht ver­knei­fen, als ich in mei­ner Face­book-Time­line von fri­scher Fisch­lie­fe­rung in Stutt­gart las. Das ist wirk­lich mal etwas Fei­nes!

    Aller­dings ließ mei­ne Freu­de doch wie­der stark nach als die Augen auf die „Deut­sche See“ stie­ßen. Ich ste­he die­ser Fir­ma sehr skep­tisch gegen­über und wer­de dort trotz wirk­lich sehr prak­ti­schem Lie­fer­dienst wohl nichts bestel­len. Ich fin­de es jedoch super, dass du das Ange­bot getes­tet, bewer­tet und so ehr­lich dar­über geschrie­ben hast. Die Jakobs­mu­scheln wer­de ich dann aber doch anders­wo kau­fen müs­sen, dort sind sie ja ohne­hin schein­bar auf ewig nicht lie­fer­bar. Ich hof­fe trotz­dem, dass Dei­ne eher ankom­men!

    Vie­le Grü­ße
    Son­ja

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