Manchmal muss man im Kopf weit reisen, um dann doch wieder in der Heimat anzukommen. Oder umgekehrt: Bei einem Besuch in der alten Heimat am Niederrhein bin ich in einem persisch-deutschen Blog auf ein Rezept gestoßen, das es ganz ähnlich auch in verschiedenen Regionen Deutschlands gibt. Was das alles mit den grünen Walnüssen auf dem Foto zu tun hat?
Was kann man mit grünen Walnüssen machen?
Wie ich nun gelernt habe, gibt es auch Deutschland Walnuss-Anbaugebiete, vor allem in der Pfalz, in Franken und am Kaiserstuhl. Mitte Juni werden die noch grünen Walnüsse geerntet und zu einer süßen Spezialität verarbeitet, die man als „Pfälzer Trüffel“ bzw. „Fränkische Trüffel“ kennt. Die Badener sind prosaischer und nennen sie einfach „Schwarze Nüsse“.
Mit Trüffeln haben die kandierten Walnüsse natürlich nichts zu tun; der Name kommt von der etwas schrumpeligen Form und der schwarzen Farbe, die sie im Lauf der Verarbeitung annehmen. Da meine Walnüsse von einem Baum am Niederrhein stammen und in Stuttgart verarbeitet wurden, kam ein Name mit Regionalbezug nicht infrage. Ich nenne sie also einfach „Johanni-Nüsse“, was auch eine traditionelle Bezeichnung ist. Dieser Name kommt daher, dass man die grünen Walnüsse traditionellerweise vor dem Johannistag (24. Juni) erntet.
Zu diesem Zeitpunkt beginnt sich der eigentliche Kern zu bilden, den wir im Herbst und Winter als Walnuss genießen, aber die harte Schale hat sich noch nicht ausgebildet. Allerdings sind die Nüsse auch noch nicht genießbar, sondern müssen erst gewässert und dann in einen Zucker- und Gewürzsud eingelegt werden.
Die Zubereitung ist ganz einfach und braucht nicht viel Zeit. Dennoch ist Geduld gefordert, denn die grünen Walnüsse müssen mehrere Wochen gewässert werden, um die bitteren Gerbstoffe auszuwaschen und dann noch einmal mehrere Monate im Zucker-Gewürzsud „reifen“. Dabei verlieren sie ihre grüne Farbe und werden tiefschwarz.
Das ist ein kulinarisches Experiment, das mich reizt. Ich gehe nicht auf die Einzelheiten ein, sondern folge im Wesentlichen der Anleitung von Susan bei Labsalliebe und berichte hier über meinen Fortschritt.
Einige Erkenntnisse
Man braucht wirklich stabile Spieße, um die grünen Walnüsse zu perforieren. Ich habe, da die Lust auf das Experiment recht spontan kam, Zahnstocher verwendet. Die waren nicht so gut geeignet, denn sie wurden schnell weich und brachen leicht ab. So etwas wie Schaschlik-Spieße oder Rouladennadeln wären besser gewesen.
Es ist sinnvoll, die Nüsse tatsächlich so zu durchstechen, dass die Nadel auf der anderen Seite wieder herauskommt. So merkt man gleich, ob die Nuss innen schon hart geworden und damit nicht mehr geeignet ist.
Unbedingt Handschuhe tragen und Schürze anziehen! Die Schalen der unreifen Walnüsse wurden früher als Färbemittel verwendet und lassen sich weder von den Händen ab- noch aus Stoff auswaschen.
Fun Fact
- Aus den grünen Schalen wird das sogenannte Tiroler Nussöl gewonnen, das als Sonnenschutzmittel verwendet wird.
In den ersten Tagen wird das Wasser nicht gleich braun, sondern eher grünlich-trüb. Die Nüsse verfärben sich recht langsam, wobei zunächst nur die Einstichstellen braunschwarz werden. Auf dem Foto siehst Du den Zustand nach einer Woche.
Wie geht es weiter?
Wie oben schon geschrieben: Johanni-Nüsse erfordern viel Geduld. Ich werde also in den nächsten Wochen weiterhin regelmäßig das Wasser wechseln und beobachten, wie die Walnüsse sich entwickeln. Ich bin gespannt!
Update
Wie es mit den Nüssen weiterging, liest Du in meinem Beitrag „Johanni-Nüsse – zwei Monate später“. Nach einem Jahr Wartezeit weiß ich auch, ob sich die Mühe gelohnt hat.
Hallo Thomas,
da bin ich aber mal gespannt … :-)
Wir kennen uns nicht, aber ich verfolge Deinen Blog und habe auch Dein Kochbuch ‚Ich steh dann mal am Herd‘. Du kochst immer ein bißchen besonders (so mein Eindruck, ich hoffe, ich trete Dir nicht zu nahe) und mit Freude an guten Produkten, aber ohne diesen Sterneküche-Chichi, den ich persönlich immer weniger nachvollziehen kann.
Von diese schwarzen Walnüsse habe ich mal zwei Stück für einen saftigen Preis in einem Feinkost-Geschäft gekauft und war etwas enttäuscht (hatte wohl zu viel erwartet). Aber Deine werden bestimmt viel besser ;-) Jedenfalls wünsche ich Dir viel Erfolg, gutes Gelingen und bin gespannt auf Deine Berichte
herzliche Grüße
Birgit
Danke für den netten Kommentar. Das freut mich sehr.
Hallo Thomas,
als leidlich ambitionierter Hobbybrotbäcker bin ich vor langer Zeit deinen Blog gestolpert und seitdem lese ich immer fleißig mit. (Es war das Kartoffelbrot mit Quark, geile Sache, das!)
Zu den Walnüssen: Ich habe ein Glas geschenkt bekommen und der gute Spender hat in der endgültigen Einlegeflüssigkeit einen guten Teil Weinbrand dazugetan, das könntest Du mal testen, lohnt sich!
Ganz dolle Grüße,
Frank
Hallo Frank,
das werde ich definitiv ausprobieren. Danke für den Tipp.
Schöne Grüße
Thomas