Hühnersuppe mit Gemüse und Nudeln macht glücklich. Man kann das bestimmt entwicklungspsychologisch erklären, aber eigentlich will ich das gar nicht wissen. Um es mit dem unsterblichen Hanns Dieter Hüsch zu sagen: Die Wärme, die der Mensch braucht, holt er sich doch aus der Suppe.
Vielleicht ist es die Sehnsucht nach der romantisch verklärten Kindheit, als noch alles gut war und Großmutter auf ihrem antiken Herd traditionelle Gerichte kochte, von denen wir damals gar nicht wussten, dass sie traditionell sind – wir kannten einfach nichts anderes.
Natürlich geht der Fortschritt auch an Hühnersuppe nicht vorbei, so dass ich ein paar Veränderungen in das alte Familienrezept eingefügt habe, die Großmutter noch nicht kannte.
Zutaten für 4 Portionen
- 1 Suppenhuhn von ca. 1,5 bis 2 kg Gewicht
- ein paar EL Butter
- 4 Möhren
- 1 Stück Sellerie
- 1 kleine Stange Lauch
- ¼l Hühnerfond (selbstgekocht oder aus dem Glas)
- Gemüse nach Geschmack, z.B. Broccoli, Pilze, grüne Bohnen …
- 250 g Suppennudeln
Du brauchst
- 2 große Töpfe
- 2 feine Siebe
- 1 Chefmesser
- 1 kleines Küchenmesser
Zeit
- Insgesamt braucht die Suppe eine gute Stunde. Davon stehst Du ungefähr 20 bis 30 Minuten am Herd.
Zubereitung
Eine gute Stunde vor dem Servieren
Zerlege das Huhn in seine Einzelteile: Schneide Beine und Flügel ab und teile sie noch einmal an den Gelenken. Trenne entlang der Rippenansätze Rücken und Brust. Schneide die Bruststücke von den Knochen und teile den Rücken in zwei Stücke. Das muss alles nicht besonders schön aussehen und dient nur dazu, dass Du die Teile besser anbraten kannst.
Erhitze zwei bis drei EL Butter in einem Topf bei mittlerer Hitze (sie sollte aufschäumen, aber nicht braun werden) und brate die Hühnerstücke darin ca. 5 bis 7 Minuten von jeder Seite goldbraun an. Nimm die Bruststücke wieder heraus. Sie sollen nicht die ganze Zeit mit kochen, denn dann würden sie trocken.
Während das Fleisch brutzelt, schälst Du eine Möhre und würfelst sie fein. Schneide die angetrockneten Stellen und die Schale von dem Sellerie-Stück weg und würfele es ebenfalls. Es kommt auch hier nicht auf Schönheit an – das Gemüse soll nur Geschmack abgeben und wird hinterher weggeworfen. Wasche den Lauch, schneide die groben Teile ab und die hellgrünen und weißen Teile in Streifen.
Gib Möhren und Sellerie sowie ungefähr zwei Drittel des Lauchs zum Fleisch und lass‘ das Gemüse 5 Minuten mit schmoren.
Gieße den Hühnerfond und so viel Wasser in den Topf, dass alles knapp bedeckt ist und bringe es zum Kochen. Schöpfe aufsteigenden Schaum immer wieder ab. Wenn’s kocht, reduzierst Du die Hitze so weit, dass sie gerade ausreicht, die Suppe am Köcheln zu halten.
Lass die Suppe ungefähr 45 Minuten vor sich hin köcheln.
Tipp
45 Minuten Kochzeit sind ein guter Kompromiss: das Fleisch wird gar und gibt einen Teil seines Geschmacks an die Brühe ab – aber eben nur einen Teil, so dass man es noch essen kann. Wenn Du einen Fond machst, kocht das Fleisch viel länger aus und ist hinterher ungenießbar.
15 Minuten vorher
Schäle die restlichen Möhren und schneide sie in kleine Würfel. Sie bilden die Suppeneinlage und sollten deshalb hübsch gleichmäßig sein. Putze das übrige Gemüse und teile es in mundgerechte Stücke.
Schäume in einem großen Topf ein bißchen Butter auf und dünste das Gemüse darin ein paar Minuten an. Es sollte nicht gar werden, sondern nur heiß und durch das Schmoren in der Butter mehr Aroma entwickeln. Achte darauf, die verschiedenen Gemüsesorten entweder so zu schneiden oder unterschiedlich lang zu schmoren, so dass sie hinterher nur noch ein paar Minuten in der heißen Suppe ziehen müssen und gleichmäßig gar werden. Ganz zum Schluss kommt der Rest Lauch dazu. Schalte die Herdplatte aus.
Gieße die kochende Hühnerbrühe durch in Sieb in den Gemüsetopf ab.
Was würde Oma dazu sagen?
Oma würde wahrscheinlich das Huhn nicht zerteilen und anbraten, sondern gleich mit dem Suppengemüse und ausreichend kaltem Wasser aufsetzen. Sie fände es vermutlich auch überflüssig, das Gemüse für die Einlage vorher in Butter anzuschmoren und es ohne Schnickschnack in die kochende Brühe tun.
Spüle den Brühetopf aus und setze Wasser für die Nudeln an. Du kannst natürlich auch einen frischen Topf nehmen, aber dann musst Du halt nach dem Essen mehr spülen.
Fische die Fleischstücke aus dem Gemüsematsch und lass‘ sie etwas abkühlen. Zupfe das Fleisch von den Knochen und gib es wieder zur Brühe. Schneide die vorher beiseite gelegten Bruststücke in mundgerechte Scheiben und gib sie ebenfalls zur Brühe.
Koche die Nudeln nach Packungsanleitung und gieße sie ab. Du solltest sie nicht in der Suppe kochen, denn sie würde dann durch die aus den Nudeln herauskochende Stärke milchig-trüb.
Kurz vor dem Servieren
Erhitze die Suppe, bis sie fast kocht. Gib ein paar Löffel Nudeln auf einen vorgewärmten Suppenteller und schöpfe die heiße Suppe darüber. Serviere sofort.
Varianten
Statt Nudeln kannst Du auch Reis als Einlage verwenden.
„Omas Hühnersuppe mit Gemüse und Nudeln“
In diesem Rezept sind so viele Fehler enthalten, dass ich diese einfach Einspruch erheben muss, denn ein unwissender Kochanfänger, beispielsweise, wird mit diesem Rezept vollkommen scheitern.
Dazu kommt: Lebensmittel, die man noch gut weiterverwerten kann, wegwerfen? Undenkbar! Ein Frevel!
Im Rezept oben wird im „Tip“ erwähnt, dass man für einen Fond das Fleisch viel länger auskocht (als das Fleisch für die Brühe) und dann wegwirft, „da es ungenießbar ist“!
Was sind das für „Tips“?!?!
Das ausgekochte und ausgelaugte Fleisch kann sehr gut für ein altmodisches aber trotzdem extrem leckeres Hühnerfrikassee verwendet werden, nach dem sich alle die Finger lecken werden!
Das ausgelaugte Fleisch schmeckt, gewürfelt, genausogut in der Suppe!
Der Sinn des Anbratens des Fleisches eines Suppenhuhns, aus dem Brühe gekocht werden soll, ist nicht ersichtlich!
Der Sinn des Anbratens ist ja, dass der Fleischsaft im Fleisch bleibt, es soll vermieden werden, dass der Fleischsaft beim Garen austritt.
Dies wird aber, im Gegenteil, ja beim Kochen einer Brühe oder eines Fonds gewünscht! Das Huhn soll einen kräftigen Geschmack abgeben!
Das wußten schon die Uromas, deshalb wurde selbstverständlich das Fleisch eines Suppenhuhns nicht angebraten!
Den „Tip des Anbratens“ muss man deshalb in die Ecke „Unwissenheit des Kochs“ stecken.
Ein Suppenhuhn in der angegebenen Größe bis 2 kg hat viel Fleisch auf den Rippen, dieses viele Fleisch wird in den angegebenen 45 Minuten in einem normalen Topf nicht gar, das Fleisch wird nach 45 Minuten noch steinhart sein, deshalb: viel Spaß beim Essen! Eine wässrige Brühe und hartes Fleisch!
In einem „normalen“ Topf braucht ein Huhn dieser Größe, zerteilt, einige Stunden, um einigermaßen weich zu werden.
In einem Schnellkochtopf (in dem eine Brühe im übrigen viel aromatischer wird) beträgt die Kochzeit eines Suppenhuhns mit derart viel Fleisch auf den Rippen ca. 45 Minuten, es können auch 60 Minuten werden, auch wenn das Huhn zerteilt ist.
Das Ergebnis ist eine hervorragende Brühe und weiches Fleisch, das keinesfalls „ungenießbar“ ist, sondern, wie bereits oben erklärt, sehr gut in der Brühe als Fleischeinlage bzw. als Frikassee (bzw. noch für viele andere Rezepte) weiterverwendet werden kann.
Ich gehe davon aus, dass im Rezept tatsächlich von einem „Suppenhuhn“ die Rede ist und nicht ein großes Hähnchen, ein Hahn, gemeint ist.
Das Fleisch eines Hahnes kocht natürlich in der angegebenen Zeit weich, allerdings kann man aus einem Hahn oder Hähnchen keine hocharomatische Brühe kochen, das geht wirklich nur mit einem alten Suppenhuhn.
Danke Margit, ich sehe das ganz genauso wie du.
Hallo Julia, ja, da habe ich mich vergangenes Jahr „etwas“ aufgeregt über dieses „alte Familienrezept“ – mit Änderungen, die Oma noch nicht kannte!
Gute Zutaten und dann wird alles verhunzt und zum Schluss die teuerste Zutat, das Fleisch, weggeworfen.
Hallo Margit, hallo Julia,
es überrascht und freut mich, dass dieser uralte Beitrag noch so viel Aufmerksamkeit bekommt. Heute würde ich Hühnersuppe auch anders kochen, nämlich das Fleisch im rohen Zustand ablösen, die Karkasse zu einer Brühe auskochen und Fleisch und Gemüse darin garen, so dass es geschmacklich noch etwas hermacht.
Schöne Grüße
Thomas