Es scheint eine unumstößliche Tatsache der deutschen Küche zu sein, dass man fast immer Zwiebeln braucht. Oft ist das Unfug und dummes Nachgeplapper. Wer braucht schon Zwiebeln im Salat.
Röstzwiebeln sind was anderes. In kleinen Mengen über Kartoffelpüree gestreut, als Krönung auf einer Gaisburger Marsch oder einer deftigen Erbsensuppe geben sie dem Ganzen noch mal einen kleinen, aber entscheidenden Kick.
Zwiebeln enthalten unglaublich viele Kohlehydrate (also: Zucker), die durch das Rösten freigesetzt werden. Deshalb schmecken gedünstete oder geröstete Zwiebeln süßlich. Der Zucker ist gleichzeitig der Grund, weshalb Du beim Braten in der Pfanne höllisch aufpassen musst: angebrannt schmeckt’s bitter. Egal ob bei Karamell oder Zwiebeln.
Außerdem enthalten Zwiebeln viel Wasser, das erst mal verdampfen muss, bevor Röstzwiebeln knusprig werden. Das braucht halt viel Zeit, die man nicht hat, wenn man „mal schnell“ ein paar Röstzwiebeln braucht und nicht auf Gekauftes zurückgreifen möchte. Und weil die Pfanne meistens ziemlich heiss ist, hat man auch noch das Problem mit dem Anbrennen.
Zutaten
- Zwiebeln – aus 250 g rohen Zwiebeln entstehen etwa 50 g Röstzwiebeln
- etwas Butter
- etwas Mehl
Zeit
- 10 bis 15 Minuten Zwiebeln schneiden
- 2,5 bis 3 Stunden Trockenzeit
Zubehör
- Sehr scharfes Messer oder
- Gemüsehobel
Zusammenfassung
- Zwiebeln hauchdünn schneiden
- Andünsten
- Mit Mehl bestäuben und etwas bräunen
- Im Backofen trocknen
Zubereitung
Das Geheimnis richtig schön brauner, knuspriger und trotzdem nicht bitterer Röstzwiebeln ist: sehr sehr viel Geduld.
- Zuerst musst Du die Zwiebeln in möglichst dünne Ringe schneiden. Idealerweise so dünn, dass sie durchscheinend werden. Dazu brauchst Du ein richtig scharfes Messer oder einen sehr fein einstellbaren Gemüsehobel („Mandoline“).
- Dann lässt Du in einer großen Pfanne bei milder Hitze (Stufe 3 oder 4) so viel Butter aufschäumen, dass der Boden komplett mit eine dünnen Butterschicht überzogen ist.
- Da kommen die Zwiebelringe rein und werden gedünstet, bis sie glasig sind. Nicht braun! Das dauert je nach Menge nur ein paar Minuten.
- Jetzt erhöhst Du die Hitze ein wenig (auf 5 oder 6) und bestäubst die Zwiebeln mit etwas Mehl. Hin und wieder vorsichtig umrühren. Das Mehl sorgt für die Farbe – nach etwa 5 bis 10 Minuten ist die gewünschte goldgelbe Farbe erreicht. Aber knusprig ist’s immer noch nicht.
- Verteile die Zwiebeln auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech. Das sollte möglichst gleichmäßig sein und idealerweise sollten alle Zwiebelringe nebeneinander liegen.
- Das Ganze kommt dann für 2,5 bis 3,5 Stunden bei 80 Grad Umluft in den Backofen. Das Wasser verdampft, ohne dass die Zwiebeln anbrennen.
- Rüttele gelegentlich an dem Blech: wenn die Zwiebelringe leise rascheln, kannst Du mal probieren, ob sie fertig sind.
Es ist praktisch unmöglich, die Zeit genau vorherzusagen, bis die Zwiebeln rösch sind. Wenn sie ohne Widerstand zersplittern, ist alles gut. Wenn sie sich biegen lassen, brauchen sie noch Zeit im Ofen. Geduld ist angesagt: wenn Du sie zu früh heraus nimmst, hättest Du nur dünne, süßlich-zwieblig schmeckende Lederstreifen produziert und die ganze Mühe war umsonst.
Update
- Wie man an den Kommentaren sieht, ist dieser Beitrag schon etwas älter. Ich habe ihn an einigen Stellen sprachlich überarbeitet und präzisiert.
Die beste Art Zwiebeln kross zu braten.Ich nehme ein Sieb und halte es über der Pfanne,fülle vorsichtig
ein EL Mehl hinein und bestreue es mit Paprikapulver, danach leicht schütteln damit alles gleichmäßig
bestreut ist.Man hat saubere Hände im gegensatz zu anderen Rezeptvorschlägen wo mit Händen vorher die Zwiebeln in Mehl gewendet werden.Die Sache mit dem Backofen und Backpapier ist einfach Spitze . Vielen Dank für das tolle Rezept.
Oder einfach fertig kaufen.
Hallo „Ich“,
wenn das Deine Einstellung zu zeitaufwändigen Rezepten ist, solltest Du vielleicht keine Kochblogs lesen.
Nichts für ungut,
Thomas
Wie lange sind die Röstzwiebeln denn dann haltbar?
Weil ich würde nur für mich und einmalig nicht so viel Zeit investieren, die ich leider nicht habe. Wenn dann wäre eine größere Menge für mehrere Tage bis Wochen schon besser geeignet.
Hallo Vivien,
ich verbrauche die Zwiebeln immer recht schnell; länger als ein paar Tage habe ich sie noch nie aufbewahrt. Ich denke aber, dass sie sich in einem luftdicht verschlossenen Gefäß auch länger halten würden – unter der Voraussetzung, dass sie wirklich total trocken sind.
Schöne Grüße und viel Erfolg,
Thomas
göttlich – auf frischen Käsespatzen mit Salat genossen – die „Mühe“ lohnt sich immer wieder!
wenn du nur eine Pfanne hast.…ok…und wenn
du
einen heissluftdrehofen mit 300 grad und 2 töpfe ineinander hast.…
also erst so ca 5 min laufen lassen bis die spitzen deiner Stücke braun werden…
evt nochmaal hacken.…Wasserspeicher aufbrechen.…
pfeif auf schöne spiralige Kringel.…nur der Geschmack zählt…
auch gemahlen in einer Gewürzmühle machen trockene fettfreie wasserfreie Krümel Sinn…
für Saucen, in Salat.…auf Butterbrot.…Fleischwürzepanaat…usw
dann wieder erhitzen mit Schritten zu 3 min
und Deckel azf und trocknen lassen.…
ja das dauert bis man es aufgeschrieben wiederholen kann…
abhängig von Menge und Stückgrösse wird das Ergebniss Jedes mal besser.
Hi Thomas,
warum verwendest du Butter? Hat die nicht einen eher niedrigen Rauchpunkt und ist somit nur bedingt zum erhitzen geeignet?
LG Iris
Hallo Iris,
Butter schmeckt mir einfach besser und die Temperatur wird bei dieser Methode nicht so hoch, dass das Eiweiß in der Butter verbrennen könnte.
Grundätzlich kannst Du aber natürlich Butterschmalz oder Öl nehmen.
Schöne Grüße
Thomas
hallo Thomas,
ich werde das gern mal versuchen.
Aber sage mir bitte:
wieviele Stufen hat Dein Herd?
Ich habe einen mit 9 Stufen, ein Freund hat nur 6 Stufen – das muss man ja irgendwie anpassen, umrechnen, mitdenken.
Hallo Hannes,
mein Herd hat 9 Stufen (Ceran Kochfeld). Die Zahlen sind aber nur eine grobe Orientierung – ich würde bei der ersten Phase (rohe Zwiebeln dünsten) eine Temperatur einstellen, bei der ein Stück Butter aufschäumt, sobald Du es in die Pfanne gibst. Und danach einfach die Temperatur ein bisschen erhöhen. Noch ein Tipp zum Backofen: Da Backöfen nicht geeicht sind, kann es sein, dass die Temperatur, die Du am Knopf einstellst, von der tatsächlichen Temperatur im Ofen abweicht. Das ist nicht so schlimme, solange der Backofen nicht so heiß ist, dass die Zwiebeln anbrennen.
Viel Erfolg!
Thomas
;-) herzlichen Dank !